Thema: Gewalt

„Wenn von Gewalt die Rede ist, kommt den meisten Menschen zuerst physische Gewalt in den Sinn. Doch auch ohne körperliche Gewaltanwendung kann man das Gegenüber verletzen oder bestrafen. Emotionale Gewalt ist im Vergleich zu anderen Formen der Gewalt weit verbreitet, jedoch weniger bekannt und schwerer zu erkennen. Der Grund dafür ist, dass emotionale Gewalt, im Gegensatz zur physischen, nicht sichtbar ist und sich mit der Zeit manifestiert. Emotionale Gewalt zielt darauf ab, in der Beziehung Macht zu gewinnen, indem das Gegenüber emotional manipuliert wird.

Das zentrale Ziel besteht darin, die Kontrolle über die Beziehung und die Person zu erlangen. Die emotionale Gewalt schädigt primär das Selbstwertgefühl und das Selbstvertrauen des Opfers. Dadurch verliert die betroffene Person ihr Vertrauen in sich selbst. Der Täter glaubt oft, dass er weiß, was richtig und notwendig ist, und erwartet, dass das Opfer seinen Ansichten folgt, indem er dessen Gedanken, Gefühle und Handlungen kontrolliert. Wenn das Opfer diesen Erwartungen nicht entspricht, folgt eine emotionale Bestrafung. Der Täter greift dabei auf Mittel wie Vorwürfe, Herabsetzungen, Kritik, Schmollen, Beleidigungen, Schreiattacken, Spott, Schamgefühl und Ignorieren zurück und lässt das Opfer sich schuldig fühlen.

Sätze wie „Du weißt doch nichts!“, „Wer bist du überhaupt?“, „Du bist überempfindlich, übertreibst!“, „Du bist so klug, nicht wahr?“ oder „Lügner!“ sind typische Aussagen, mit denen das Opfer verunsichert wird. Die ständigen Vorwürfe und Kritiken führen dazu, dass das Opfer ein Gefühl der Schuld entwickelt, an sich zweifelt und ein geringes Selbstwertgefühl verspürt.

Diese psychische Belastung äußert sich in der Beziehung in Gefühlen von Hilflosigkeit, Angst, Stress, Schuldgefühlen und Misstrauen, die auch auf andere Beziehungen der betroffenen Person übergreifen können. Diese negativen Emotionen, die sich aus andauernder emotionaler Gewalt ergeben, können langfristig zu ernsthaften psychischen Störungen wie Depressionen, Angststörungen, posttraumatischen Belastungsstörungen, Schlafstörungen und Suchterkrankungen führen.

Sollten Sie feststellen, dass in Ihrer Beziehung Anzeichen emotionaler Gewalt vorhanden sind, ist es wichtig, sich frühzeitig Hilfe und Unterstützung zu suchen, um langfristige psychische Schäden zu verhindern.“